Donnerstag, 3. November 2016

Organization Identifiers – no “red tape” at all

The scholarly research community has come to depend on a series of open identifier and metadata infrastructure systems to great success. Content identifiers (through DataCite and Crossref) and contributor identifiers (through ORCID) have become foundational infrastructure for the community. But there is one piece of the infrastructure that is missing – there currently is no open, stakeholder-governed infrastructure for organization identifiers and associated metadata.

Ein Fond ist eine Flüssigkeit, die beim Garen von Lebensmitteln entsteht. Er dient, schreibt Franz Maier-Bruck in seinem Standardwerk, „Das große Sacher Kochbuch“ 1975, als Aufgussmittel für Braten, Schnitzel, Koteletts und dergleichen.

Glaubt man Linkedin, arbeite ich beim österreichischen WissenschaftsFOND FWF. Ich beschäftige mich aber in meiner Arbeitszeit nicht mit dem beständigen Aufgießen von großen Bratenstücken oder Kalbsnieren, sondern mit Wissenschaftspolitik – ich werkle beim WissenschaftsFONDS FWF. ‚Fonds‘, ich bin mir sicher, ich habe im einschlägigen Gesetz nachgesehen.

Im Wissenschaftsystem ist eine klare Zuordnung von Personen, das Vermeiden von Ambiguitäten, den Namen betreffend, von unschätzbaren Wert. Den Abdruck, den man in einer Disziplin, in einem Feld hinterlässt, soll auch klar der Person zuordenbar sein, die ihn hinterlassen hat. ORCID hat hier unschätzbare Dienste geleistet (und wird dies noch mehr in der Zukunft): Die Open Researcher and Contributor ID ermöglicht eine eindeutige Identifizierung wissenschaftlicher AutorInnen und hat sich zu, man möchte fast sagen, zu einem Industriestandard entwickelt.

Attribution Problems
Für Institutionen gibt es einen solchen Standard (noch) nicht. Einige Organisationen: DataCite, ORCID und CrossRef haben nun einen Prozess gestartet, dies zu ändern. Hier die aktuellen Blogs von Laurel Haak (ORCID), Martin Fenner (DataCite) und Ed Pentz (CrossRef) zu ihrem Organization Identifier Project.  Eine Reihe von Publikationen geben einen schönen Überblick über den Status quo des Projektes und zur Identifikation von Organisationen generell:



Warum also noch eine Nummer? Noch mehr red tape/ Amtsschimmel? Keineswegs! WissenschafterInnen kämpfen seit Jahr und Tag mit einer gewissen Unsicherheit, wie sie ihre Forschungseinrichtungen nun bezeichnen sollen – verwendet man nun das Akronym, die deutsche oder die englische Bezeichnung? Und schon simple Bezeichnungen wie „Universität Wien“ können zu einem babylonischen Gewirr von Namen führen, und komplexere wie „BOKU – Universität für Bodenkultur Wien“ bringen die Phantasie von ForscherInnen zum Blühen. Sehr schön ist in diesem Zusammenhang die Studie meines Kollegen Ralph Reimann, der in Acknowledgements zu vom FWF geförderten Projekten 70-80 Variationen für die Bezeichnung des „österreichischen Wissenschaftsfonds“ entdeckte.

Im übrigen: Noch schwieriger wird’s, wenn man auf die Ebene der Organisationseinheit von Universitäten gehen möchte: Departments werden zusammengelegt, Institute verschwinden und werden neu gegründet, man fühlt sich einer institutsübergreifenden Arbeitsgemeinschaft zugehörig oder glaubt noch immer, eine Affiliation an einem Institut zu haben, die schon lange erloschen ist. Auf Universitätsebene ist die wechselnde Departments- und Institutslandschaft eine besondere Herausforderung bei der Einführung von Forschungsinformationssystemen, sei es PURE oder andere.

Für Förderer ist eine klare Zuordnung von Projekten zu Forschungseinrichtungen ein großer Vorteil. Politische Entscheidungsträger wünschen sich Nachvollziehbarkeit, wohin Fördergelder fließen: Nicht nur an welche Personen, sondern auch an welche Institutionen. Der Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG gibt hiervon ebenso Zeugnis wie Auswertungen des FWF oder die Universitäts-Rankings des NSF. Fragen wie – „welche Universitäten haben besonderen Erfolg im Kampf um kompetitive Fördermittel?“ oder „welche Regionen haben welche Stärken in der Forschung?“ sind ohne eine klare Zuordnung von Projekt und Forschungsstätte nicht beantwortbar. Organizational Identifyer, breit eingesetzt, würden die Arbeit der Wissenschaftsfonds, Research Councils und anderer Förderagenturen bedeutend erleichtern.

Gewisse Wagnisse sollte man auch in der Wissenschaftspolitik eingehen


Wie ist der Stand der Diskussion unter den Förderern? Einen schönen Überblick bietet eine Veröffentlichung von Science Europe, Towards Data Integration for Research Funding and Performing Organisations: a Science Europe Initiative. Als Handlungsfelder werden hier folgende Bereiche identifiziert:
  •      Combining Data: be open, use research information systems, develop infrastructures
  •       Funder and Grant Identification: have funding acknowledgement policies, Engaging with publishers to use the CrossRef Open Funder Registry
  •       Researcher Identification: Adopt global unique identifiers for researcher identification, engage with ORCID
  •       Subject Classification: engage further discussion on harmonisation of classification systems


Auch wenn die Einführung eines Systems von Organisation Identifyers nicht explizit gefordert wird, so ergeben sich aus diesen vier Handlungsfeldern doch Punkte, an die sich die Forderung nach einem solchen System anknüpfen lassen. Interoperabilität von Metadaten, oder, wie Science Europe es definiert, von ‘data on research activity’ and ‘research information’ läßt sich ohne eine zugrundeliegende Infrastruktur nicht denken – nach DOIs und ORCIDs ist es hoch an der Zeit, auch die Einführung von Institutionen-IDs zu fordern.

Ich möchte dem Organization Identifier Project von ORCID, crossref und DataCite raten, über ihre Communities hinaus zu denken und auch andere Interessensgruppen und stakeholder einzubinden. Zu diesen anderen Communities gehören:
  • Die Verbände der Universitäten, in Europa etwa LERU (League of European Research Universities) oder die EUA, die European University Association.
  • Die Community der Science & Innovation Policy ForscherInnen, die immer wieder mit hohem Resourcenaufwand Initiativen starten, um ihre Datengrundlagen zu verbessern, ein beispiel ist das RISIS Projekt http://risis.eu/
  • Last not least: die großen Förderorganisationen, etwa via Science Europe oder direkt.

Die Einwände gegen einen Organization Identifyer werden ähnliche wie gegen ORCID sein: „Nicht noch eine Nummer“; „nicht noch mehr Bürokratie“; „Datenschutz!“ oder „IDs ermöglichen Spionage“. Für diese Diskussionen muss man sich wappnen. 

Es ist ein langer und steiniger Weg hin zu einer soliden Infrastruktur für Daten zu Forschungs- und Wissenschaftspolitik. Er wird sich aber lohnen.



[Die Ansichten und Einschätzungen in diesem Blog sind die meinen und müssen sich nicht automatisch mit jenen meines Arbeitgebers decken.]

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